„Jetzt bricht meinen Holzschuh“ – wie man auf Niederländisch sagt, wenn man aus purem Erstaunen nicht mehr weiß, was man sagen soll. Das dachte ich, als ich gestern das Verkehrsschild „Radfahrer absteigen“ gesehen habe. Zuerst muss ich den Weg schon mit den Fußgängern teilen und jetzt muß ich auch noch Fußgänger werden? Das bot die Inspiration für eine neue Kategorie auf mein Blog: Absurde Verkehrsschilder.

Radfahrer absteigen | Radfahrerzone.de

Radfahrer absteigen | Radfahrerzone.de
Radfahrer absteigen.

Es gibt über dieses Schild einiges zu sagen. In diesem Fall ist der geteilte Rad- und Gehweg zu Ende und werden Radfahrer aufgefordert abzusteigen. Ich vermute, dass es mit der Fußgängerüberquerung auf der linken Seite zu tun hat. Fußgänger kommen von links, müssen sich frei bewegen können. Radfahrer sollten in so einer Situation natürlich aufpassen, aber absteigen? Wirklich?

Hier ist eigentlich etwas Grundlegendes falsch: Anstatt genug Platz für alle Verkehrsteilnehmer zu schaffen, wird einfach dieses Unterschild hingehängt. „Problem gelöst“. Ich habe übrigens noch kein Schild entdeckt, dass mir sagt: „Sie dürfen jetzt wieder auf Ihr Rad steigen“.

Es geht mir hier aber um das Prinzip dieses Verkehrszeichens. Das ist eigentlich wirklich absurd.

„Autofahrer aussteigen“

Ich möchte die Absurdität dieses Verkehrsschildes deshalb gerne noch ein bisschen weiterführen. Versetzen wir uns mal in der Rolle eines Autofahrers. Ich fahre gemütlich durch die Stadt. In der Ferne sehe ich, dass die Straße ein bisschen enger wird, es immer mehr Fußgänger auf der Fahrbahn laufen und der Asphalt vielleicht nicht mehr der Beste ist. Plötzlich sehe ich folgendes Schild vor mir:

Autofahrer aussteigen | Radfahrerzone.de
Genauso absurd wie Radfahrer absteigen…

„Bitte schieben Sie Ihr Auto weiter“ heißt es dann. Da möchte gerne mal die Reaktionen von den Autofahrern sehen – ich glaube da würden sich Menschen auch den einen oder anderen Holzschuh brechen! 🙂

Für Fußgänger würde ein vergleichbares Schild dann vielleicht so aussehen:

Fußgänger Schuhe aus | Radfahrerzone.de
Wäre eigentlich ziemlich lustig 🙂

Und in Holland?

Gibt es dieses Schild in den Niederlanden denn gar nicht? Es gibt ein „Fietsers afstappen“ Schild, aber das wird nur manchmal und immer vorübergehend an Baustellen genutzt, wenn es echt nicht anders geht. Oder wenn es aus irgendeinem Grund (z.B. Schlamm oder Schnee) vorübergehend eine für RadfahrerInnen gefährliche Situation gibt (nicht für Fußgänger, sowie oben). Zudem hat die niederländische Variante auch eine sehr klare Signalfarbe. Diese zeigt, dass es nur vorübergehend benutzt wird und kein festes Verkehrszeichen ist. Ich finde es ziemlich bizar, dass „Radfahrer absteigen“ in Deutschland fest benutzt wird. Für mich stellt das einfach pure Faulheit dar, um keinen „gescheiten“ Radweg anlegen zu müssen.

Fietsers afstappen.
„Fietsers afstappen“ gibt es nur an vorübergehenden Baustellen

Update, 28.10.2015:
Ich wurde darauf hingewiesen, dass die Situation beim oben beschriebenen Schild eigentlich noch absurder ist, da der Radweg von der anderen Seite vor der Überquerung schon anfängt! Hier ein Foto von der anderen Seite:

Von dieser Seite muß man nicht absteigen | Radfahrerzone.de
Von dieser Seite muß man gar nicht absteigen… huh?

7 Gedanken auf \"Absurde Verkehrsschilder: Radfahrer absteigen\"

  1. Man muss sich den Schilderwahn auch unter dem Gesichtspunkt anschauen, dass es ja eigentlich keine Radwegebenutzungspflicht mehr gibt. Also sollte die Straße(!) so angelegt werden, dass dort Rad und PKW gemeinsam verkehren können und die Fußgänger ihre Ruhe haben. Dann wären alle glücklich. Bis auf die Autofahrer. Aber das ist ein anderes Thema 😉

    1. Eigentlich denke ich, dass in dem Fall auch die Autofahrer glücklich wären, weil sie die Radfahrer dann viel besser im Blick hätten 🙂

    2. Eine Radwegebenutzungspflicht gibt es noch – aber seit 1997 mehr generell, sondern nur wo das blaue Schild mit Fahrradfahrer aufgestellt ist. Allerdings dürfen diese nur unter engen Vorraussetzungen aufgestellt werden, die oftmals nicht vorliegen (u.a. ausreichende Radwegbreite und besondere Gefahrensituation auf der Straße).
      Rechtlich dürfte der Radweg da vermutlich weiterführen, hat vermutlich eineR in der Verwaltung/Stadtrat mal wieder gedacht was besonders Cleveres zu machen und raus kam dieser Unfug.

  2. Ich habe mir gerade alle „Beiträge“ angesehen und muss immer wieder feststellen, dass in Würzburg noch ganz viel verändert werden sollte. Ich glaube es wird langsam Zeit ernsthaft über die Problemstellen nachzudenken. Wir verdienen sonst in keinster Weise den Titel „Fahrradfreundliche Kommune“. Die Hauptbereisung steht uns noch bevor. Packen wir es endlich an!!!

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