Meine Entdeckung von Würzburg führt mich ab und zu auch mal etwas weiter als das Zentrum. „Schau doch mal an der Mergentheimer Straße, da gibt es einen schönen langen Radweg!“, hat mir jemand erzählt. Und tatsächlich, vor allem in der Herbstsonne sieht es dort ganz gut aus…

Radweg Mergentheimer Straße Würzburg | Radfahrerzone.de
Der Radweg links von der Mergentheimer Straße

Es ist die Hauptverbindung zwischen Würzburg-Zentrum und Heidingsfeld. Aber es gibt da auch so ein paar Problemchen, vor allem wenn ich von Würzburg-Zentrum nach Heidingsfeld fahren möchte…

Wie komme ich überhaupt auf diesen Radweg?

In der Herbstsonne fahre ich ruhig von der Leistenstraße in Richtung Mergentheimer Staße. Hier sollte dieser Radweg also sein. Aber wo? Nachdem ich schon ein paar hundert Meter auf der Mergentheimer Straße gefahren bin, fällt mein Blick plötzlich auf den Radweg. Aha! Der liegt ja ganz links, hinter den Straßenbahnschienen! Aber wie komme ich dahin?

Ich fahre ein Stück zurück. Da gibt es eine Fußgängerampel, die ich benutzen könnte um den Radweg zu erreichen. Der Gehsteig ist aber nicht für Radfahrer freigegeben. Hmm… ich muß also zuerst Fußgänger werden, bevor ich zum Radweg komme.

Fußgängerampel an der Mergentheimer Straße | Radfahrerzone.de
Die Fußgängerampel ist nur über den Gehsteig (rechts) erreichbar. Links abbiegen von der Fahrbahn ist hier schwierig und gefährlich, weil man nicht gut halten kann.

Das kann doch nicht der Sinn der Sache sein. Es muß doch irgendwo einen Zugang geben, den ich ohne Metamorphose zum Fußgänger mit dem Rad befahren kann. Als Radfahrer in Würzburg braucht man anscheinend einige Detektiv-Skills um nach Heidingsfeld zu kommen…

Wenn ich noch ein Stück weiter zurück fahre, schon fast wieder auf der Höhe der Löwenbrücke, finde ich endlich eine Möglichkeit zu überqueren. Es gibt dort eine linke Abbiegespur, auf der ich zuerst über die Straßenbahnschienen fahren muß, um danach mehrere Fahrbahnen zu überqueren, um letztendlich in der Seitenstraße auf die gegenüberliegenden Seite zu gelangen, die mich ein paar hundert Meter weiter – endlich – zum Radweg bringt. Und das musste ich ohne irgendein Schild oder Hinweise auf dem Boden selbst herausfinden, indem ich zwei Mal zurückfahren musste. Unnötig kompliziert, oder eben nur für die richtigen Sherlocks unter uns…

Der komplizierte Weg zum Radweg an der Mergentheimer Straße | Radfahrerzone.de
Der komplizierte Weg zum Radweg an der Mergentheimer Straße


So sieht das gleiche auf Google Maps aus

Enger als gedacht…

Endlich bin ich also auf dem Radweg. Schön, zwei Spuren durch eine Reihe von Bäumen getrennt. Zu meiner Überraschung entdecke ich aber schon ziemlich schnell, dass die zwei Spuren gar nicht beide für Radfahrer sind, sonder eine davon für Fußgänger. Die rechte Spur alleine ist also ein Zweirichtungsradweg. Der ist aber ziemlich schmal wenn zwei Räder aneinander vorbeifahren. Das könnte sogar gefährlich werden. Ist sowas eigentlich erlaubt? Und warum gibt es eigentlich keinen Mittelstreifen, um die beide Richtungen zu trennen?

Enge Zweirichtungsradweg
Der etwas enge Zweirichtungsradweg links der Mergentheimer Straße

Aber OK, die Sonne scheint, ich freue mich, dass ich den Radweg überhaupt erreicht habe, und fahre weiter.

Huh? Ein Verbotsschild?

Regelmäßig wird der Radweg deutlich neu gekennzeichnet durch ein Radwegschild, oder ein Schild für einen geteilten Gehsteig-Radweg.

Die verschiedenen Verkehrsschilder am Radweg links der Mergentheimer Straße

Unter der Bahnbrücke erscheint dann aber plötzlich ein Verbotsschild, und kurz danach noch eins:

2 Verbotsschilder kurz nacheinander…

Huh? Die ganze Zeit ist der Radweg auf der linken Seite der Mergentheimer Straße, aber jetzt plötzlich nicht mehr? Und ich bin immer allen Radweg-Schildern gefolgt… Das verstehe ich nicht. Was muß ich machen, wenn ich weiter auf der Mergentheimer Straße fahren will? Überqueren geht nicht, weil die Straßenbahnschienen die Straße aufteilen und weil hier wegen der Kreuzung mit der B19 sehr viele Autos fahren und dafür auch sehr viel Platz haben.

Wieder muß ich meinen Detektiv-Modus anschalten.

Ich fahre zurück und entdecke, dass ich etwas übersehen habe. Etwa 100 Meter vor dem Verbotsschild, bin ich an einer kleinen Kreuzung dem großen blauen Schild (geteilter Rad- und Fußweg) auf der rechten Seite gefolgt. Diesen blauen Schildern war ich schon die ganze Zeit gefolgt und sie geben eine klare Richtung an. Aber wenn ich mir die Stelle nochmal anschaue, sehe ich plötzlich ein winziges weiß-grünes Schild mit einem Fahrrad und einem nach links zeigenden Pfeil.

Radweg-Kreuzung am Radweg der Mergentheimer Straße | Radfahrerzone.de
Der klar ausgeschilderte Radweg führt zum Verbotsschild. Das Mini-Schild zeigt den richtigen Radweg nach Heidingsfeld.

Das übersieht doch jede(r), der/die hier den Weg nicht kennt! Sehr komisch…

Der Weg nach links führt zum Wiesenweg, der parallel und nördlich der Mergentheimer Straße verläuft. Aber was, wenn ich auf der Südseite der Mergentheimer Straße fahren möchte? Da komme ich erst wieder hin, wenn ich ganz bis zum XXXL Neubert fahre, dort rechts abbiege, die Straßenbahnschienen überquere, und dann ein Stück weit in die falsche Richtung auf dem Gehsteig fahre.

Die einzigen anderen Lösungen, die ich mit meinen Detektiv-Fähigkeiten gefunden habe, um als Radfahrer nach der Bahnbrücke die südliche Mergentheimer Straße zu befahren sind

  • Zurückfahren bis zur Straßenbahnhaltestelle „Dallenbergbad“, dort die Fußgängerampel überqueren und auf der Fahrbahn weiterfahren.
  • Direkt vor dem Wiesenweg den geteilten Fuß- und Radwegbrücke (parallel zur Bahnbrücke) hoch und herunterfahren, unten rechtsabbiegen bis man wieder die Mergentheimer Straße erreicht, und von dort aus auf der Fahrbahn weiterfahren.

Fazit: Radfahren an der Mergentheimer Straße ist nur machbar für Detektive…

Ein Gedanke auf \"Radfahren an der Mergentheimer Straße: Nur für Detektive!\"

  1. Solche Beispiele findet man leider überall in Dt. und das Verrückte ist auch noch, diese viel zu kleine Wegweiser (im Dunkeln bei Regeln außerorts noch schlechter zu sehen) entsprechen inzwischen meist der FGSV-Empfehlung …

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