Weihnachten war ich mal wieder in meiner Heimat. Seitdem ich dieses Blog betreibe, schaue ich natürlich mit einem anderen Blick auf die niederländischen Radwege. Als ich dort noch gewohnt habe, waren solche Radwege für mich das normalste der Welt, aber jetzt sind mir ein paar schlaue Radweg-Design-Tricks ins Auge gefallen. Zum Glück hatte ich meine Kamera dabei! 🙂

Radweg-Design-Trick 1: Stoßfreie Radwegüberfahrt im Kreisverkehr

Im Bild unten seht ihr einen Kreisverkehr. Er ist ein wichtiger Verbindungsweg zwischen Stadion, Zentrum und Autobahnzufahrt.

Zweirichtungsradweg im Kreisverkehr | Radfahrzone.de
Zweirichtungsradweg im Kreisverkehr

Die Tatsache, dass Radfahrer in niederländischen Kreisverkehren oft in zwei Richtungen fahren dürfen, habe ich hier schon mal erwähnt. Am Weihnachten ist mir aufgefallen, dass ein cleveres Radweg-Design dazu beiträgt, dass dies auch funktioniert.

Radweg-Design-Trick 1: Stoßfreier Radweg im Kreisverkehr
Cleveres Radweg-Design im Kreisverkehr

Man erkennt deutlich, dass Radfahrer und Fußgänger hier die Vorfahrt genießen. Das tolle ist, dass die Radwegüberfahrt hier stoßfrei ist, und dass Autofahrer dabei über eine Rampe fahren müssen. Die Kombination aus Rampe, „Haifischzähnen“, Radwegmarkierungen und rotgefärbtem Radweg lässt Autofahrer bremsen. Was ich so gut an diesem Radweg-Design finde, ist, dass Autofahrer immer genug Platz haben um aus dem Kreisverkehr raus zu fahren und erst dann zu halten. Damit halten sie den anderen Autoverkehr im Kreisverkehr nicht auf.

Als ob das noch nicht genug wäre, um die Aufmerksamkeit der Autofahrer zu bekommen, gibt es an jeder Aus- und Zufahrt im Kreisverkehr auch noch ein Verkehrszeichen, das Autofahrer auf dem Zweirichtungsradweg hinweist:

Achtung! Zweirichtungsradweg | Radfahrerzone.de
Achtung! Zweirichtungsradweg

Im Vergleich: In Deutschland fahre ich als Radfahrer regelmäßig über Gehsteigrampen, während die Fahrbahn für Autofahrer auf einer Ebene bleibt. Wenn ich Glück habe ist dort eine Radwegmarkierung, aber meistens ist das nicht der Fall.

Radweg-Design-Trick 2: Rampe für Autofahrer beim Abbiegen

Viele Fahrradunfälle in Deutschland passieren zwischen geradeausfahrenden RadfahrerInnen und abbiegenden PKWs. Ein Radweg-Design-Trick, der meiner Meinung nach dazu beträgt, dass sowas in den Niederlanden viel weniger passiert (nur 11% der niederländischen Fahrradunfälle sind mit einem PKW), ist die Rampe für Autofahrer beim Abbiegen in eine Seitenstraße.

Rampe beim Abbiegen | Radfahrerzone.de
Der Autofahrer muß bremsen für die Rampe und hat dadurch genug Platz und Zeit sich nach Radfahrer umzuschauen.

Und nochmal von der anderen Seite

Rampe beim Abbiegen - andere Seite
Die gleiche Stelle von der anderen Seite fotografiert

Das Prinzip ist ähnlich wie im oben gezeigten Kreisverkehr. Eine Rampe sorgt dafür, dass der Autofahrer zuerst bremsen muß und danach Zeit hat zu schauen ob ein Radfahrer vorbeifährt. Übrigens lernt man das auch im Fahrschulunterricht 🙂

Aber auch ohne Rampe ist die Vorfahrt der Radfahrer in den Niederlanden oft sehr viel deutlicher als in Deutschland markiert. Hier noch ein paar Bilder von Abbiegesituationen auf meinen Rückweg vom Zentrum zum Weihnachtstisch.

Drei Situationen in denen Autofahrer beim Abbiegen deutlich für Radfahrer halten müssen, aber auch genug Platz und Zeit haben sich umzuschauen.

Inspiration

Wie schön wäre es, wenn auch in Deutschland ein derartiges Radweg-Design als standard eingeführt werden würde! Ich weiß, vielleicht träume ich da ein bisschen vor mich hin, aber man sollte jedenfalls im Hinterkopf haben, dass dies auch zu den Möglichkeiten gehört!

14 Gedanken auf \"Radweg-Design-Tricks: Inspiration aus den Niederlanden\"

  1. Die Bilder sind klasse. Diese sollten mal im Radverkehrsbeirat vorgestellt werden. Ich denke der Oberbürgermeister wäre begeistert und man könnte die eine oder andere Stelle in Würzburg – gerade beim Neubau von Straßen und Kreisverkehr wie z.B. Zeller Bock oder im Hubland – genauso schön gestalten. Super Radweg-Design!!! Die Holländer machen das seit Jahren sehr gut.

    1. Vielen Dank für den Kommentar! Du kannst mein Blog oder die Bilder gerne dem Radverkehrsbeirat oder dem Oberbürgermeister zeigen. Ich könnte auch gerne mal vorbeikommen. Wäre natürlich super wenn man damit was in Gang setzen kann! 🙂

  2. Die sogenannte Radwegüberfahrt, bei der abbiegende Kfz durch eine Anrampung automatisch ausgebremst werden, gibt es sogar in der ERA 2010. Doch leider wird die ERA von den Behörden meist nur zu Rate gezogen wenn es darum geht RWBPen zu rechtfertigen.
    Vielen Dank Bas, dass du hier immer wieder so anschauliche Beispiele aus deiner Heimat dem schrecklichen Murks hierzulande gegenüberstellst!
    Zum Thema stoßfreie Radwegführung an Kreuzungen/Einmündungen (soll laut ERA die Regel sein): ja, sowas gibt’s – man mag es kaum glauben – sogar in Würzburg. Der neue Radweg die Trautenauer Str. hinauf wird über die Kreuzung mit der Zeppelinstr. Und die Einmündung Lerchenweg stoßfrei (also ohne Bordsteinkante) geführt.

    Disclaimer: Die ERA 2010 ist auch nicht immer das gelbe vom Ei. Aber ein paar brauchbare Konzepte hat sie dann doch parat.

  3. Das Beispiel ist ganz nett, zeigt es doch wie ein Radweg um einen Kreisverkehr anzulegen ist, WENN man einen Radweg um den Kreisverkehr bauen will. In Deutschland ist das durch die ERA so vorgeschrieben. Dabei kommt es vor allem darauf an, dass der Radweg einen zweiten, konzentrischen Kreis um die Kreisfahrbahn bildet und um etwa 4 Meter abgesetzt ist. Nur baut man das trotz Vorschrift in Deutschland nicht so. Dazu sagt die ERA dann: Nur so, sonst besser KEINE RADWEGE um den Kreisverkehr, weil gefährlich. Aber selbst das wird in Deutschland mißachtet, z. B. in Pocking, wo ich deswegen die Benutzungspflicht vor Gericht weggeklagt habe. Ich habe aber auch anderswo in Deutschland keine vorschriftsmäßige Radwegführung um einen Kreisverkehr gefunden. Insofern ist das ein gutes Beispiel. Es zeigt auch anschaulich weitere wichtige Prinzipien, wie die Trennung von Radfahrern und Fußgängern.
    Die Radwegfurten ohne Absenkungen („stoßfrei“) sind in Deutschland für reine Radwege genauso vorgeschrieben.
    Die Auframpungen für abbiegende Autofahrer sind in Deutschland zumindest an Grundstückszufahrten vorgeschrieben, werden aber ebenfalls so nicht gebaut. Allzuviel Hoffnung würde ich darin nicht setzen, denn sie bringen zwar eine kleine Verbesserung, aber die Unfallgefahr für Radfahrer ist damit „nur“ noch DOPPELT so hoch wie auf der Fahrbahn, während sie sonst fünfmal so hoch ist (nachgewiesen im BASt-Forschungsbericht „Sicherung von Radfahrern an städtischen Knotenpunkten, dort allerdings an normalen Einmüdungen, nicht am Kreisverkehr).
    Auf keinen Fall sollte man Radfahrer linksseitig fahren lassen, denn das erhöht ERHEBLICH ihre Unfallgefahr, siehe z. B. die brandneuen Ergebnisse im Forschungsbericht „Nutzung von Radwegen in Gegenrichtung“

    1. Hallo Bernd, danke für dein Kommentar. Verstehe ich es richtig, dass Städte und Gemeinden sich dann einfach nicht an den (ERA-)Regeln halten? Wie bindend ist die ERA eigentlich? Was Zweirichtungsradwegen angeht: ich habe noch mal nachgeschaut und mir ist aufgefallen, dass es in den Niederlanden (NL) eine Debatte um Zweirichtungsradwege gibt. Immer mehr Städte in NL legen sie an, aber Studien zeigen, dass sie in den meisten Fällen tatsächlich eine höhere Unfallgefahr haben – etwa 2x so hoch als Einrichtungsradwegen. Nur wenn es weniger als 2 Kreuzungen auf der Strecke gibt UND mehr als 50% der Radfahrer sowohl Herkunft als Ziel auf der linken Seite haben, ist ein Zweirichtungsradweg sicherer. Meine Quelle dafür ist leider nur auf niederländisch, aber vielleicht hilft dir Google Translate: http://www.fietsberaad.nl/library/repository/bestanden/Artikel_tweerichtingenfietspaden_webversie.pdf (der direkte Google Translate-Link: https://translate.google.com/translate?sl=nl&tl=de&js=y&prev=_t&hl=en&ie=UTF-8&u=http%3A%2F%2Fwww.fietsberaad.nl%2Flibrary%2Frepository%2Fbestanden%2FArtikel_tweerichtingenfietspaden_webversie.pdf&edit-text&act=url )

    1. Hoi Gert (of Quirinus?),

      Bedankt voor je commentaar en je link. Jammer dat je met je blog ophoudt, maar wel een paar sterke laatste artikels! Ik zal er in de toekomst zeker nog eens naar verwijzen. Lijkt er op dat ik het stokje overneem, maar dan in Würzburg 😉

      Groeten,
      Bas

  4. Wesentliche Sicherheits- und Komfortaspekte in Holland:
    – Durchgehend rot asphaltierte Radwege, nicht nur an Gefahrenstellen eingepinselte Flächen.
    – Haifischzähne z.T. als Ersatz für Verkehrszeichen 205
    – Rampen bei Seitenstraßen und Grundstückszufahrten
    – Separierte Radwege an Hauptverkehrsstraßen (50km/h)
    – Echte Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in 30-er Zonen
    – Getrennte Ampelschaltungen für Kfz und Radfahrer
    – Kreisverkehre nach dem Bredaer Modell
    – Durchdachtes einheitliches Kreuzungsdesign (inkl. Radwege, die nicht vor der Kreuzung aufhören)

    1. Bessere Infrastruktur >> Mehr Radfahrer >> Mehr radfahrende Autofahrer >> Mehr Verständnis 😉

      Oder was auch hilft: Seit den 90er haben in NL die stärkere Verkehrsteilnehmer (also Auto) verantwortlich für ein Unfall bis sie klar das Gegenteil beweisen können. Das ist zwar eine etwas vereinfachte Definition, aber es führt meiner Meinung nach zu besserem Verhalten als die Teilschuld die es in DE meistens gibt.

  5. Pingback: Mordstreifen

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